Samstag, 24. März 2012

Exertitien 4. Woche Tag 7

Hinführung, um eine Wahl zu treffen


In jeder guten Wahl muss, soweit es an uns liegt, das Auge unserer Absicht einfach sein, indem ich nur auf das schaue, wofür ich geschaffen bin, nämlich zum Lobpreis Gottes unseres Herrn und zur Rettung meiner Seele. Und so muss, was immer ich erwählte, derart sein, dass es mir für das Ziel hilft, für das ich geschaffen bin, indem ich nicht das Ziel auf das Mittel hinordne und -ziehe, sondern das Mittel auf das Ziel. So kommt es etwa vor, das viele zuerst erwählen, sich zu verheiraten, was Mittel ist; und in zweiter Linie, Gott unserem Herrn in der Ehe zu dienen, welcher Dienst für Gott Ziel ist.

Ebenso gibt es andere: Sie wollen zuerst Pfründen haben und danach Gott in ihnen dienen. Diese gehen also nicht geradeaus zu Gott, sondern wollen, dass Gott geradeaus zu ihren ungeordneten Anhänglichkeiten kommt; und sie machen folglich aus dem Ziel ein Mittel und aus dem Mittel ein Ziel. Sie nehmen also, was sie als erstes hätten nehmen sollen, zuletzt. Denn zuerst müssen wir uns als Gegenstand setzen, Gott dienen zu wollen, was das Ziel ist; und in zweiter Linie eine Pfründe zu nehmen oder mich zu verheiraten, wenn es angebrachter für mich ist, was das Mittel für das Ziel ist. So darf mich nichts bewegen, diese Mittel zu nehmen, oder mich ihrer zu berauben, außer allein der Dienst und Lobpreis für Gott unseren Herrn und das ewige Heil meiner Seele.


Um Kenntnis zu erlangen, über welche Dinge man eine Wahl treffen soll

1. Es ist notwendig, dass alle Dinge, über die wir eine Wahl treffen wollen, indifferent oder in sich gut seien und dass sie innerhalb der hierarchischen heiligen Mutter Kirche Kriegsdienst leisten, nicht aber schlecht noch ihr widerstreitend seien.

2. Es gibt die einen Dinge, die unter unveränderbare Wahl fallen, wie es etwa Priestertum, Ehe usw. sind. Es gibt andere Dinge, die unter veränderbare Wahl fallen, wie es etwa sind: Pfründe nehmen oder sie lassen, zeitliche Güter nehmen oder sie abweisen.

3.  Bei der unveränderbaren Wahl, wenn man bereits einmal eine Wahl getroffen hat, gibt es nichts mehr zu wählen, weil man die Bindung nicht lösen kann; es ist nur darauf zu schauen, wenn man die Wahl nicht gebührender- und geordneterweise ohne ungeordnete Anhänglichkeiten getroffen hat, dass man bereut und sich bemüht, in seiner Wahl ein gutes Leben zu führen. Aber von einer solchen Wahl scheint es nicht, dass sie eine göttliche Berufung ist, weil sie eine ungeordnete und schiefe Wahl ist; wie ja viele darin irren, indem sie aus einer schiefen und schlechten Wahl eine göttliche Berufung machen. Denn jede göttliche Berufung ist immer rein und lauter, ohne Beimischung des Fleisches oder einer anderen ungeordneten Anhänglichkeit.

4. Wenn jemand eine Wahl gebührender- und geordneterweise über Dinge getroffen hat, die unter veränderbarer Wahl stehen, und dabei nicht zu Fleisch oder Welt gelangt, so gibt es keinen Grund, wozu er von neuem eine Wahl treffen soll. Sich vielmehr in jener vervolkommnen, so sehr man kann.

5. Wenn diese veränderbare Wahl nicht als aufrichtige und gut geordnete getroffen wurde, dann ist es nützlich, dass die Wahl nun gebührenderweise trifft, wer den Wunsch hätte, dass von ihm beachtliche und Gott unserem Herrn sehr wohlgefällige Früchte hervorgehen.

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